Gender Pay Gap
Der Gender Pay Gap, also die geschlechtsspezifische Lohnlücke zwischen weiblich und männlich gelesenen Personen, ist ein Thema, das seit langem in der öffentlichen Debatte diskutiert wird. Trotz vieler Fortschritte in Richtung Geschlechtergleichstellung besteht der Gender Pay Gap immer noch in allen Ländern dieser Welt. So lag beispielsweise der Gender Pay Gap 2021 in Österreich bei 18,8% und damit deutlich über dem EU-Schnitt von 12,7%. Das bedeutet, dass Frauen in Europa im Durchschnitt 12,7% weniger als Männer verdienen, in Österreich sogar 18,7%. Die Gründe für das Fortbestehen des Gender Pay Gap sind vielfältig.
Häufig wird argumentiert, dass Frauen oftmals durch strukturelle Normen in Jobs gelenkt werden, in welchen das Gehalt im Schnitt geringer ist, wie beispielsweise die Alten- und Krankenpflege. Wenn also schon Kindern beigebracht wird, dass Männer Ärzte und Frauen Krankenpflegerinnen werden, führt das langfristig zu einer Arbeitsverteilung, die ebendiesen Rollenbildern entspricht. Zusätzlich kümmern sich Frauen deutlich häufiger um die Kinderbetreuung und Haushaltsarbeit, weswegen sie öfter geringer bezahlte Teilzeitstellen annehmen. Diese Tätigkeiten werden unter dem Begriff „Care-Arbeit“ zusammengefasst. Diese beiden Faktoren, also die Auswahl der Jobs und das Annehmen von Teilzeitstellen, werden durch gesellschaftliche Werte und Normen geprägt und sind daher schwierig zu verändern. Grundsätzlich lassen sich solche historisch gewachsenen Strukturen allerdings durch den Abbau von geschlechtsspezifischen Rollen- und Berufsbildern und die frühe Förderung aller Kinder in allen Bereichen, unabhängig von geschlechtsspezifischen Normen, aufbrechen. Zusätzlich können Anreize für Väter geschaffen werden, vermehrt an der Kinderbetreuung teilzunehmen, sowie bessere und umfangreichere Betreuungsangebote geschaffen werden. Während diese Maßnahmen notwendig sind, stellen sie jedoch nur einen Teil der Lösung dar.
Statistische Analysen zeigen nämlich, dass sich ein Großteil des Gender Pay Gap (rund zwei Drittel) nicht mit Faktoren wie Alter, Branche, Beruf und Arbeitszeitausmaß erklären lassen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass rund 66% des Gender Pay Gap kaum andere Erklärungen als geschlechtsspezifische Diskriminierung zulassen. Intransparente Gehaltsverhandlungen und Bezahlungsschemata führen dazu, dass Frauen oftmals weniger verdienen als Männer, selbst, wenn sie demselben Beruf nachgehen. Dies lässt sich auch mit dem Bildungsgrad der Arbeitenden nicht erklären: Sowohl im Hinblick auf die Matura als auch auf Universitätsabschlüsse liegt der Anteil der Frauen mit Abschluss höher als jener der Männer. Helfen würde an dieser Stelle mehr Transparenz. Ist Arbeitnehmer*innen klar, wie hoch Einkommen in der Branche und Firma sind, können Erwartungen dementsprechend angepasst und ungleiche Bezahlungen offengelegt werden.
Wie eingangs erwähnt, hat sich der Gender Pay Gap in Österreich in den letzten Jahren verringert – von 24% im Jahr 2010 auf 18,8% 2021. Nichtdestotrotz bedeutet das, dass Frauen in Österreich zwei Monate im Jahr gratis arbeiten: Männer haben im Schnitt am 30. Oktober die Summe verdient, für die Frauen ein Jahr arbeiten müssen – der Tag ist daher als Equal Pay Day bekannt. Je später der Equal Pay Day, desto gleicher die Bezahlung der Geschlechter. Innerhalb der EU weisen Luxemburg, Rumänien und Slowenien den geringsten Gender Pay Gap auf. Bei der Interpretation solcher Statistiken muss jedoch beachtet werden, dass Frauen, die überhaupt nicht arbeiten, nicht in dieser aufscheinen, während Frauen, die Teilzeitstellen ausüben, den Gender Pay Gap vergrößern. Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Gender Pay Gap weiterhin existiert. Kürzlich hat das Weltwirtschafsforum berechnet, dass eine Weiterentwicklung wie bisher bedeutet, dass dies auch noch die nächsten 200 Jahre der Fall sein wird. Damit sich die Situation also schneller verbessert, sind politische Lösungen nötig!
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