Interview mit Luca Peinsold vom European Youth Parliament
Interview mit Luca Peinsold vom European Youth Parliament “Ministerium für Zauberei ist das einzige Ministerium das ich kenn” Oder so… unsere Generation ist politikverdrossen, stimmts?
Heute sprechen wir mit einer Person, die dem nicht unbedingt zustimmen und würde und sich außerdem für Österreich auf Europa-Ebene einsetzt. Luca Peinsold – seit Jahren Mitgleid beim European Youth Parliament (EYP) & Teil des Mediateams – quatscht mit uns über den Verein und darüber was das EYP bewegt.
Was ist das EYP und welche Funktion hat es?
Das EYP ist eine parteiunabhängige Organisation bzw. ein Verein, der in den meisten europäischen Ländern aktiv ist – nicht nur in EU-Ländern. Das Hauptziel besteht darin, Jugendliche mit den (politischen) Abläufen in Europa vertraut zu machen.
Vor allem möchte ich betonen, dass das EYP Spaß macht. Es unterscheidet sich dahingehend von der Schule, dass man nicht bloß stumpf durch Frontalunterricht lernt. Hier erlebt man hautnah, was hinter alltagsrelevanten Themen steckt. Dabei geht es nicht nur um politische Angelegenheiten, sondern auch um Projektmanagement und professionelle Soft Skills, die einem ganz allgemein im Leben und Job weiterhelfen. Zudem interagiert man mit Menschen aus anderen Ländern auf Englisch, was dazu beiträgt, das Sprachvermögen zu verbessern. Wir bieten auch Vorträge an Schulen an, um den Schülern ein Gespür dafür zu geben, was es bedeutet, Europäer*in zu sein – mit praxisnaher Methoden werden Abläufe und Funktionen erklärt. Wir bauen außerdem ein Netzwerk in verschiedenen Bereichen auf, darunter Jobmöglichkeiten und die Möglichkeit auf Besuche bei politischen Veranstaltungen wie Europa Talks. Es gibt bei uns verschiedene Ausschüsse bzw. damit einhergehende mehrtägige Veranstaltungen – regionale (3 Tage), nationale (4 Tage) und EYP-Hauptquartiersitzungen (5-9 Tage) – in diesen werden europarelevante Themen erarbeitet und präsentiert. Bei den großen Veranstaltungen haben wir etwa 200 Teilnehmer, bei nationalen 100-120 und regionalen 60-70 Teilnehmer. Die Ergebnisse der Sitzungen werden in Resolutionen zusammengefasst, präsentiert und für euch nachlesbar auf Facebook oder der Website veröffentlicht.
Positionen im EYP:
Im EYP gibt es verschiedene Positionen, die man einnehmen kann. Zum Beispiel Delegierte (ist man, wenn man beginnt), Offizielle, Ausschussleiter oder Präsident. Das Mediateam ist z.B. für kreative Projekte, Fotos, Videos, Texte & Content-Produktion verantwortlich. Die Organisatoren sorgen dafür, dass die Sitzungen reibungslos ablaufen und alle versorgt sind.
Dein Weg zum EYP?
Ich komme ursprünglich aus dem Norden von Graz. Nach meiner Matura an der HTL Kaindorf habe ich direkt angefangen zu arbeiten, zunächst in Norddeutschland, Lübeck. Ich hab‘ schon während der Schulzeit gerne reisen wollen und das EYP hat mir da echt eine gute Möglichkeit dazu geboten. Damals hat mich mein Englischlehrer auf das EYP aufmerksam gemacht. Am Anfang hab ich mir gedacht, es ist einfach eine super Chance, der Schule so ein bisserl zu entkommen, aber dann habe ich festgestellt, dass es mir wirklich gefällt. Außerdem hab ich zusätzlich meine Kreativität gut einbringen können. Was für mich allerdings einer der größten Pluspunkte war, war es die internationalen Einflüsse zu erleben. Es ist ein gutes Gefühl sich Meinungen auf Basis fundierter Diskussionen zu bilden und einen europäischen Überblick zu bekommen.
Was genau meinst du mit Kreativität einbringen?
Ich bin Teil des Organisationsteams, Fundraising & Mediateams. Im Mediateam z.B. gibt es ein Journalistenteam (6-12 Leute) und einen Editor (1-2 Personen), der*die das Journalistenteam leitet. Ich habe mich damals auf Gut Glück für diese Stelle beworben und wurde ausgewählt. Dadurch habe ich meine Leidenschaft für Foto- & Videografie total entdeckt und kann sie seitdem regelmäßig ausüben.
Aber auch das Reisen ist eine Herzenssache für mich, die ich durch das EYP optimal ausleben konnte und kann. Es war echt schade, dass die Sitzungen während Corona nur eingeschränkt stattgefunden haben. Klar konnten wir Online miteinander kommunizieren, aber es fehlt halt einfach dieser EYP-Spirit, der das ganze so großartig macht. Dieses Erlebnis, in irgendein Kaff in Finnland zu fahren und dort über relevante Themen zu diskutieren & mit gleichgesinnten Leuten zusammen zu sein ist einfach schön. Man hofft immer, dass die Sitzung nie endet, weil es so viel Spaß macht. Ich hatte bis jetzt die Gelegenheit, an Sitzungen in der Türkei, Finnland, den Niederlanden, Bosnien und Kroatien teilzunehmen. Es gab Zeiten, in denen ich fast monatlich bei diesen Treffen war, aber das hat sich auf meine schulischen Leistungen ausgewirkt, weswegen ich ein bisserl zurückschrauben musste. Dennoch würde ich es immer wieder genauso machen 😉
Warum hat „Die Jugend heutzutage“ so wenig Interesse an Politik?
Ich selbst war ehrlicherweise nie jemand, der jede politische Diskussion im Fernsehen verfolgt hat oder immer perfekt informiert über die neuesten Wahlprogramme war. Ich habe einfach Probleme gesehen, die mir am Herzen gelegen sind, und wollte mich unbedingt dafür einsetzen. Ich glaube, bei vielen liegt die Ursache darin, dass sie den Eindruck haben, dass eben die gewünschten und versprochenen Veränderungen nicht stattfindet. Es ist so frustrierend, wenn man das Gefühl hat, dass Politiker nicht zuhören und sich nicht für das einsetzen, wofür sie eigentlich stehen. Es entsteht oft der Eindruck, dass man zwar die gleiche Sprache spricht, aber aneinander vorbeiredet. Möglicherweise liegts auch an der großen Altersdifferenz zu den Politikern – vermutlich ist es eine Mischung aus verschiedenen Faktoren.
Wie integrierst du EYP in deinen Arbeitsalltag bzw. wie schaut das bei „Vollzeit“ Engagierten aus?
Ich arbeite normalerweise von 8:00 bis 16:00 Uhr & danach beginnen dann die Meetings. Wir setzen uns (virtuell) zusammen und besprechen anstehende Themen – manchmal quatschen wir aber auch einfach chillig. Gelegentlich kann es vorkommen, dass ich in der Mittagspause den ein oder anderen Anruf tätigen muss, aber da spreche ich jetzt aus der Perspektive des Organisationsteams. Grundsätzlich ist das EYP das, was jeder Einzelne daraus machen möchte. Man kann gelegentlich an Veranstaltungen teilnehmen und sich engagieren, oder man kann sich mit vollem Herzblut einbringen. Es gibt auch Vollzeitleute, die definitiv viel Zeit investieren, besonders wenn die Sitzungen näher rücken, aber alles geschieht auf freiwilliger Basis.
Wer darf Teil von EYP werden?
Wir nehmen gerne jeden auf, der Interesse zeigt und sich engagieren möcht! Um euch eine Vorstellung von unserem Alterschnitt zu geben: Die Delegierten starten normalerweise im Alter von 16-17 Jahren und verlassen das EYP im Alter von 22-24 Jahren. Einfach weil Arbeit, Studium und das Leben ganz allgemein langsam mehr Zeit in Anspruch nehmen. Auch wenn die Arbeit, die wir machen, sehr erfüllend ist, erfordert sie eben dennoch Einsatz. Einfach mal bei einer Sitzung vorbeischauen. Dort lernt man viele Mitglieder kennen und bekommt einen groben Einblick. Außerdem könnt ihr uns gerne auf Instagram und Facebook folgen oder eine jährliche Mitgliedschaft für 20,00 € abschließen. Wir veranstalten auch regelmäßig Veranstaltungen zum Socalisen wie beispielsweise einen Besuch am Christkindlmarkt im Winter letztes Jahr. Wir freuen uns auf euch!
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