Paula Hartmann – Nie verliebt
Irgendwo zwischen dreamy beats, sehr gutem Songwriting und einer Stimme die ihres Gleichen sucht findet man Paula Hartmann. Die Schauspielerin die man aus Filmen wie „Der Nanny“ mit Matthias Schweighöfer kennt, macht sich einen Namen in der Musikszene, und das absolut zu recht. Ihr Debütalbum „Nie verliebt“ beschreibt das Großstadtleben zwischen Berlin und Hamburg. Oftmals edgy, trotzdem relatable aber vor allem beeindruckend.
Mit einer Laufzeit von einer guten halben Stunde drückt das Album alle Knöpfe die es drücken muss, verpasst aber nicht den Ausstieg. Das wohl einzige „Manko“ an dem Projekt, ist die Tatsache, dass sich so viele lyrische Highlights finden lassen, dass man sich kaum auf alle beim ersten Mal konzentrieren kann. Replay value also auf jeden Fall gegeben!
Die Titelsingle „Nie verliebt“ setzt die Szene. „Wer bin ich, dass du denkst du hast ein Recht auf meine Zeit?“ Edgy, bestimmt, selbstüberzeugt. Ein starker Auftakt. „Morgen Früh um sechs Uhr aufsteh‘n, aber dann doch noch Billigwein“, „Haare nach hinten die Stimme ist tief, ich war noch nie verliebt“. Die Bilder die sie hier malt könnten kaum besser getroffen sein.
Weiter geht‘s mit „Fahr uns nach Hause P1“ und „Fahr uns nach Hause P2“. Spätestens hier wird klar, dass das Songwriting kein Glückstreffer war. „Ich bin auf der Suche nach Glück. Du bist auf der Suche ’ner Vaterfigur, Sollbruchstelle Herz mit ’ner Basisfraktur“. Die beiden Songs sind zwar verwandt, bieten Sound-mäßig aber zwei sehr verschiedene Perspektiven auf das Grundkonzept. An der Stelle sollte man auch den Mut hervorheben, sich auf diese Art und Weise der Norm der Pop-Welt zu entziehen.
Auf „Veuve“ hadert Paula Hartmann mit sich selbst, ihrem Leben und einem möglichen Partner. „Neunzehn aber Workload zweimal Nine-to-Five“, „Ausgebrannt, aber für Burnout keine Kraft“. Im Gegensatz zum Blick in sich, befasst „Seidenkleid“ sich lieber mit der Clubszene, und dem angesprochenen Großstadtleben.
„Unsere letzte Nacht“ zeigt ganz klar die HipHop Einflüsse, die Paula Hartmann prägen, und mitunter vermutlich verantwortlich für ihren starken Fokus auf Lyrics sind. Die Hi-Hats, die Snare, der Rhythmus an sich, und selbst die Art und Weise wie diese Vorlage bespielt wird, schreit einfach HipHop. Dieser Einfluss wird auch durch das Casper Feature auf „Kein Happy End“ bestätigt. Als einziges Feature auf dem Album performt er hier absolut. Schon die ersten Singles des Albums haben ihn überzeugt, wie man z.B. in seinem Podcast hören konnte.
Auch wenn Paula nie verliebt war, handelt „Kugeln im Lauf“ von Liebeskummer und Selbstzweifel. „Sechs Kugeln in dei‘m Lauf, mit meinem Namen drauf“, „Wer fegt mich jetzt zusamm‘n? Wirf mich zu dem anderen Schrott“.
Die zweite Single „Truman Show Boot“ treibt den Großstadt Flair aufs Maximum, und wiedermal kann man das Songwriting nur bewundern. „Wo fällt die Liebe hin, wo muss ich steh‘n um sie zu fang‘n?“, „Ich bin‘n Schwamm ich saug, die Stadt vollständig auf. Wenn man mich auswringt, kommt ihr ganzer Dreck heraus“, „Zum Glück nichts im Getränk, für drei Minuten flenn‘n. Ich fühl mich kurz geborgen wenn ein Lied läuft, das ich kenn“. Chapeaux. Viel mehr bleibt an der Stelle nicht zu sagen.
„Babyblau“ rundet das Album angenehm ab. Der Song erfindet das Rad nicht neu, das muss er aber auch gar nicht. Besonders wenn das Album auf Loop läuft, bietet der Track eine angenehme Verschnaufpause bevor „Nie verliebt“ von vorne losgeht.
Im Großen und Ganzen kündigt Paula Hartmann mit diesem Debüt an, dass sie auch künftig im Rampenlicht stehen wird. Ignorieren kann man diese Kampfansage in Album-Form wohl kaum.
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