Jährlich verführt der wahrscheinlich bekannteste Zirkus der Welt Millionen von Zuschauern in über 450 Städten, verteilt auf 60 Länder (Forbes, 2023), Kontinentübergreifend in eine von Lichtspielen und Artisten geleitete Welt, die begeistert und polarisiert. Im Frühjahr 2023 gastiert der Cirque du Soleil mit seiner Show „Luzia“ in NeuMarx in Wien. Wer noch Tickets ergattern möchte, muss schnell sein, denn die Plätze sind rar. Doch was sind die Gründe für den Erfolg des Zirkus? Wer dahinter steckt und was Poker und eine Cannabis-Plantage damit zu tun haben…
Showkunst ohne Tierleid
Kostüme in jeglichen Farben und Formen, spektakuläre Lichtshows und Regen in der Manege. Dazu musikalische Begleitung außergewöhnlich talentierte Artisten aus jeglichen Teilen der Erde, die unsere Physiklehrer mit ihren Auftritten in Erklärungsnot bringen würden. Die Show „Luzia“ verwandelt sein Zirkuszelt für knapp zwei Stunden in eine eigene Welt, die seine Zuschauer auf eine vom Alltagsstress befreite Reise mit mexikanischem Flair entführt. Mit diesem Programm ist der Sonnenzirkus aktuell auf Europa-Tour und macht in Sevilla (Spanien), Frankfurt (Deutschland) und auch in der österreichischen Hauptstadt halt.
Die mühevolle Inszenierung, ein sich laufend änderndes Bühnenbild, dazu unterhaltungsvolle Musikbegleitung und nicht zuletzt die außergewöhnlichen Performances der Artisten lassen den Zuschauer völlig auf ein Detail vergessen, welches in den meisten anderen Zirkusshows Gang und Gebe ist: der Einsatz von Tieren in der Manege. Der Cirque du Soleil setzt seit seiner Gründung durch den Kanadier Guy Laliberté im Jahr 1984 ausschließlich auf artistische Kunst und umgeht damit das Risiko einer nicht-artgerechten Tierhaltung, für die konkurrierende Shows laufend Kritik ernten. Der Erfolg gibt dem Konzept recht. Doch auch der Sonnenzirkus hat mit Brancheninternen Problemen zu kämpfen und lässt bei genauerem Hinsehen einige Schattenseiten ans Licht kommen.
Vom Straßenkünstler ins Forbes Magazin
Im Jahr 1984 jährte sich die Entdeckung Kanadas zum 450. Mal & die kanadische Regierung beschloss, im Rahmen der Jubiläumsfeier, einer Gruppe von Straßenkünstlern aus Québec, die Chance zu geben, ihr Können zur Schau zu stellen. Unter der Führung des ambitionierten Feuerspuckers und Stelzengehers Guy Laliberté, wurde die aufgeführte Show zu einem nationalen Erfolg. In den darauffolgenden Jahren gelang es der Gruppe, die sich von nun an Cirque du Soleil nennen sollte, auch internationales Publikum zu begeistern und die Grenzen in die USA und nach Europa zu durchstoßen.
Was daraus folgte waren jährliche Umsätze bis zu 750 Millionen Euro (2012) (Standard, 2013) und der Aufstieg an die internationale Zirkusspitze. Gründer und CEO Laliberte hingegen, der mittlerweile als Milliardär in der Forbes-Liste zu finden ist, kehrte dem Zirkusgeschäft fast vollständig den Rücken zu und verkaufte seine Anteile am Unternehmen an US-Amerikanische, Chinesische und Saudi- Arabische Investmentfirmen. Er selbst taucht als Profi-Poker und Geschäftsmann immer wieder in den Schlagzeilen auf – zuletzt 2019, als er sich wegen einer Cannabis-Plantage auf Französisch- Polynesien vor Gericht zu verantworten hatte (Standard, 2019). Zu Hoch gepokert wurde einige Jahre auch auf der Finanzebene des Zirkus, was bis zu einem Insolvenzantrag im Jahr 2020 führte (SN, 2020).
Mittlerweile hat sich der berühmte Zirkus allerdings von finanziellen und Covid-bedingten Einschränkungen erholt und ist aktuell für Entertainment-Begeisterte mit beeindruckenden 19 Shows in über 60 Städten der Welt auf Tour zu sehen. Darunter auch vom 12. April bis 14. Mai 2023 in Wien (Cirque du Soleil, 2023).
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